830. Geburtstages Bosniens / Povelja des Ban Kulin
(Vertrag zwischen Bosnien und Dubrovnik 29.August 1189.)
Reiseschriftsteller des Mittelalters haben uns Bosniern (aller Glaubensrichtungen!) den Namen „gute Bosnier“ gegeben. Und sie wussten sehr gut, warum dieses Volk gut war.
Können wir denn wieder gute Bosnier sein?
Mit dem Ziel des Bewusstwerdens eines bosnischen Individuums bzw. des Bosnientums, organisierte die Gesellschaft Bosnischer Akademiker in Österreich anlässlich des Geburtstags Bosniens die Feierlichkeiten.
Am 11. Oktober 2019 wurde dementsprechend der Tag gefeiert, an dem die „Povelja Kulina Bana“ (29. August 1189) unterzeichnet wurde.
Die Feierlichkeit wurde von Senada Duhan mit einer Rezitation des Liedes „Zapis o zemlji“ von Mak Dizdar eingeleitet.
Im Anschluss dieses künstlerischen Beitrages eröffnete der Gründer der Gesellschaft, Sirađ Duhan, offiziell den ereignisreichen Abend mit einigen Worten, in denen er die Gründe und die Wichtigkeit der Feierlichkeiten erläuterte:
Heute Abend feiern wir gemeinsam 830. Geburtstag Bosniens und 25. Geburtstag GBAA unter dem Motto: „Bosnier sind anders“
Das kollektive Gedächtnis über die Anfänge Bosniens sind mit dem Ban Kulin verbunden. Seit Kulin Ban, welcher den ungestörten Handel für die Dubrovniker in Bosnien erlaubte, zeigen die Bosnier immer noch, dass sie anders sind. Einer der Beweise für diese Behauptung wird von der Univ.-Prof. Nada Klajic in ihrem Buch „Mittelalterliches Bosnien“ folglich zitiert: Ban Stjepan II. leistet zuerst einen Eid vor den Zeugen „gute Bosnier“, erst dann vor „der ganzen Kirche und vor Bosnien“.
Es folgten die Gastredner:
Dr. Kemal Kozarić, Botschafter Bosnien und Herzegowina in Österreich:
Quer durch die Geschichte von Bosnien und Herzegowina hat es sich als ausgesprochen wichtig gezeigt, gute gesellschaftspolitische Beziehungen zu den Nachbarn zu haben, was leider nicht so einfach in unserem alltäglichen Leben ist.
Die Republik Österreich ist, obwohl nicht unser unmittelbarer Nachbar, ein erwiesener Freund von Bosnien und Herzegowina und für Bosnien und Herzegowina in jeglicher Hinsicht ausgesprochen wichtig.
Željko Komšić, Staatspräsident der Republik Bosnien und Herzegowina: Ich glaube somit, dass die Zukunft von Bosnien und Herzegowina unter anderem in der immer intensiveren Zusammenarbeit zwischen Bosnien und Herzegowina und den Bosniern und Herzegowinern liegt, ganz gleich, wo sie sich heute befinden, Österreich eingeschlossen.
Auf diese Weise werden wir weder unsere Identität noch unsere Kultur verlieren, sondern diese nur noch zusätzlich stärken.
Wenn wir vor 830 Jahren Handel zu treiben und zwischenstaatliche Verträge zu schließen vermochten, und ein Beweis dafür ist die Ban-Kulin-Charta, so werden wir auch in Zukunft dazu imstande sein.
Solange es Bosnier und Herzegowina gibt, die ihr Heimatland lieben und es voranbringen möchten, wird ihm keiner seine Zukunft rauben können.
Im Anschluss führte die Historikerin Merisa Mešanović das Publikum zunächst auf eine Reise durch das mittelalterliche Bosnien und ebenso durch das Bosnien unter osmanischer Herrschaft.
Danach begeisterte Tina Kordić, eine Pianistin mit internationaler Konzertkarriere, die Nocturno Op. 55 in f-Moll des berühmten Komponisten Frederic Chopin spielte. Das Stück, das sie spielte, ist zwar eine berühmte Komposition. Allerdings ist weniger bekannt, dass das Stück auch slawische Elemente beinhaltet.
Christoph Hatschek, HR Mag. Dr. ,Vizedirektor des Heeresgeschichtlichen Museums hielt einen Vortrag über: Frauen im Krieg / Bosnien in der k.u.k. Monarchie.
Für einen weiteren künstlerischen Beitrag sorgten Solistin Nataša Mirković, deren Fokus auf klassischem und barocken Gesang sowie Volksmusik liegt, und Pipo Corvino Gitarrist aus Montenegro.
Univ. Prof. Dževad Karahasan, der bedeutendste bosnische Schriftsteller der Gegenwart: Die Literatur kann Ihnen nicht dabei helfen, Bagdad zu bombardieren, aber sie kann Sie zu der Grundfrage jedes menschlichen Unterfangens hinführen: Was soll ich in Bagdad? Die Literatur kann Ihnen nicht dabei helfen, in irgendeinem Wettkampf zu siegen, aber sie kann Sie zur der Frage hinführen, was Ihnen dieser Sieg bedeutet. Und sie vermag noch etwas viel Wichtigeres, das einzig nur sie vermag: daran zu erinnernm daß eine Niederlage manchmal besser sein kann als ein Sieg und sogar nützlicher. Zwar führt Sie die Literatur nicht zum Erfolg, aber sie lehrt Sie, daß ein Mißerfolg, den Sie wirklich verstanden und eingesehen haben, besser und nützlicher sein kann als Erfolg, der Ihnen zugeflogen ist. Die Literatur vertreibt nicht den Schmerz in der Hand, aber sie erinnert daran, wie schön, gut und wichtig es ist, eine Hand zu haben, die Schmerz zu empfingen vermag, weil der Schmerz eine unveräußerliche Eigenschaft des Lebens ist. Und so weiter und so weiter.
Am 11.Oktober wurde der GBAA award 2019 mit einem Geldpreis von 1000 EUR für den besten Studierenden bosnischer Herkunft an österreichischen Universitäten verliehen.
Amina Čačković , 23 Jahre, aus Brčko, Bachelorstudium mit ausgezeichnetem Erfolg abgeschlossen.
Die Auszeichnung wurde von dem Univ.Prof. Dževad Karahasan, Mitgründer der GBAA, übergeben.
Selma Ajlović, Sopranistin, erfreute das Publikum mit berühmten Motiven der bosnischen Sevdalinka, die in Form einer Opernarie vorgetragen wurde.
Anlässlich des 830. Geburtstages Bosniens / Povelja des Ban Kulin wurde Camilla Habsburg-Lothringen die Ehrenmitgliedschaft der Gesellschaft Bosnischer Akademiker in Österreich verliehen.
Die Ehrenmitgliedschaftsurkunde und der GBAA-Award wurden vom Vorsitzenden des Staatspräsidiums von Bosnien und Herzegowina Željko Komšić und dem Präsidenten der Gesellschaft Bosnischer Akademiker in Österreich Siradj Duhan übergeben.
Mit einem kräftigen Beifall wurde die junge und charmante Moderatorin Esma Diman-Murselović für ihre erfolgreiche Moderation durch den Abend belohnt.
Lasst uns unsere Vergangenheit wahren, damit wir eine Zukunft haben!