Amras 2024

Am 20. April fand der erste Besuch des Soldatenfriedhof Amras statt. Diese Veranstaltung ist eine Fortführung der Gedenkkultur, die die Gesellschaft Bosnischer Akademiker in Österreich und EU pflegt.

An den Feierlichkeiten nahmen teil:

Aus österreichischen Vertretern:

Franz Fischler, früherer EU-Kommissar

Hermann Hotter, Präsident des Schwarzen Kreuzes für Tirol

Aus Wien:

Siradj Duhan, Präsident der BADEU

Davul Ljuhar, Ehrenkonsul von Bosnien und Herzegowina in Österreich

Alen Suljagić, Vizepräsident der BADA

Aus Innsbruck:

Mato Dominković, Nedeljko Vučković, Mitglieder des BADA und BADEU

 

Die Anwesenheit des Präsidenten der Gesellschaft Bosnischer Akademiker in Deutschland, Azim Čaušević, mit seiner Frau hat uns sehr erfreut.

Den musikalischen Rahmen bildete Dominika Hučka, Mitglied der Tiroler Philharmonie, mit der Flöte und dem Stück von W.A. Mozart Violinkonzert G-Dur 2. Satz.

Im Rahmen dieser Information übermitteln wir die Reden des Präsidenten des BADA/BADEU und des Präsidenten des Österreichisch-Bosnisch-Herzegowinischen Vereins in Österreich, die vom Ehrenkonsul Davul Ljuhar verlesen wurden.

Die österreichische Delegation hat sich über diese Initiative sehr gefreut. Der ehemalige EU-Kommissar Dr. Fischler, der auch Mitglied des Komitees zur Unterstützung der Entwicklung der bosnischen nationalen Minderheit in Österreich ist, wird weiterhin unsere Projekte unterstützen, die darauf abzielen, gute zwischenmenschliche Beziehungen zu fördern.

Es wurde betont, dass die bosnische nationale Minderheit in Österreich den begonnenen Prozess der Förderung guter Nachbarschaftsbeziehungen mit allen Nationen in Europa fortsetzen wird.

Es wurde vereinbart, dass das nächste Treffen am dritten Samstag im April 2025 stattfinden wird.

Gemeinsam gehen wir weiter

Team BADA/BADEU

Hinweis: Untenstehend folgen die Reden vom Präsident der Österreichisch – Bosnisch & Herzegowinische Gesellschaft, Oberst i.R. Wolfgang F.J. Wildberger MSD & Präsident der Gesellschaft Bosnischer Akademiker in Österreich, Siradj Duhan.


Rede vom Präsident der Österreichisch – Bosnisch & Herzegowinische Gesellschaft, Oberst i.R. Wolfgang F.J. Wildberger MSD

Grußbotschaft zum Gedenken beim Bosniaken-Friedhof Amras am 20.April 2024

Als Präsident der Österreichisch-Bosnisch&Herzegowinischen Gesellschaft kann ich die Initiative zum Gedenken beim Bosniaken-Teils des großen Soldatenfriedhofs in Innsbruck/Amras nur zutiefst begrüßen. Ich bedaure sehr, nicht selber teilnehmen zu können, da ich durch eine früher getätigte Zusage zu einer anderen Veranstaltung gebunden bin.

Die Bosniakenregimenter – hier sei darauf verwiesen, dass früher alle Einwohner von Bosnien und der Herzegowina als „Bosniaken“ bezeichnet wurden – zählten im Ersten Weltkrieg zu den tapfersten der Alten Armee. Sie erwiesen dadurch wohl auch ihre Dankbarkeit für die Aufbauarbeit der österreichisch-ungarischen Monarchie in den 35 Jahren zuvor. Hier möchte ich das bosnisch-herzegowinische Infanterieregiment Nr.2 aus dem Ergänzungsbezirk Banja Luka besonders erwähnen, welches zum meistausgezeichneten Regiment der gesamten k.u.k. Armee wurde. Mit Hauptmann Gojkomir Glogovac hatte es auch einen Maria-Theresien-Ritter in seinen Reihen, der noch dazu selber aus Bosnien stammte.

Es ist daher nur allzu berechtigt, dass die an den Folgen von Verwundung oder Krankheit in Innsbruck verstorbenen Soldaten aus Bosnien-Herzegowina an einem so würdigen Platz in Amras ihre letzte Ruhe gefunden haben.

Der für die Betreuung des Friedhofs zuständigen Landesstelle des Österreichischen Schwarzen Kreuzes gebührt hier großer Dank. Aber ebenso bedanke ich mich namens der Österreichisch-Bosnisch&Herzegowinischen Gesellschaft bei den Initiatoren und Koordinatoren der Gesellschaft bosnischer Akademiker in Österreich und der EU für diese beispielhafte Aktion!

Für die ÖBHG  

Wolfgang F.J. Wildberger, Präsident


Rede vom Präsident der Gesellschaft Bosnischer Akademiker in Österreich und EU, Siradj Duhan

Meine verehrten Damen und Herren,

Der Soldatenfriedhof Amras in Innsbruck ist nicht nur ein Ort des Gedenkens für diejenigen, die hier ruhen, sondern auch ein Symbol der Verbundenheit zwischen den Nationen. Heute möchten wir, die Volksgruppe österreichischer BosnierInnen, uns an unsere tapferen Vorfahren, die im Ersten Weltkrieg ihr Leben für die gemeinsame Heimat ließen, erinnern.

Der Erste Weltkrieg war eine Zeit der unermesslichen Opfer und des unaussprechlichen Leids. Männer aus der ganzen Welt wurden in diesen Konflikt gezogen, um für ihre Länder und ihre Überzeugungen zu kämpfen. Unter ihnen waren auch viele tapfere Soldaten aus Bosnien und Herzegowina.

Es geht aber nicht darum die Heldentaten hervorzuheben, sondern uns zu erinnern, dass auch Vergeben ein Teil des Lebens ist, was uns ermöglicht die Zukunft zu gestalten.

Die Zukunft wird uns dann ein besseres und verständnisvolles Miteinander ermöglichen, wenn wir die Geschichte kennen und daraus die richtige Lehre ziehen.

Da es unterschiedliche Wahrheiten gibt, je nach dem auf welcher Seite des Flusses man sich befindet, ist es unsere Aufgabe, den gemeinsamen Nenner der Geschichte zu finden mit dem alle gut leben können.

Vor allem ist es wichtig, einen Weg zu finden damit keine kriegerischen Auseinandersetzungen entstehen können.

Wenn die hitzige Debatte über dem zerschlagenen Fenster entsteht; wenn der erste Gedanke darüber ist, einen Gegenschlag zu organisieren, um die Fenster des Nachbarn zu zerschlagen, entsteht eine Spirale, die nach unten zieht. Wenn aber die Frage gestellt wird, warum der Nachbar das gemacht hat, bzw. wie das Fenster repariert werden kann, ist es schon ein besserer Weg.

Der beste Weg wäre aber die Nachbarschaftsbeziehungen so zu pflegen, dass es gar nicht dazu kommt, ein zerschlagenes Fenster zu erleben.

Daher sind wir heute da, um uns auf diesem Ort zu besinnen und gemeinsam die Zukunft zu gestalten.

Möge die anerkannte bosnische Volksgruppe in Österreich einen Beitrag dazu leisten.

Siradj Duhan,

Präsident der Gesellschaft Bosnischer Akademiker in Österreich und EU